Q and A

Wie beeinflusst deine persönliche Lebenserfahrung deine politischen Überzeugungen? 

Jana: Als Gastro-Kind und auch erste, die in der Familie Abitur gemacht und studiert hat sind aufgrund meiner Biographie  mir sozialdemokratische Werte wie Chancengerechtigkeit und auch Aufstieg- und Studienmöglichkeiten sehr wichtig. Wenngleich ich auch einer Überakademisierung der Gesellschaft kritisch gegenüber stehe, weil es gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sehr bedeutend ist, dass Menschen weiter ein Handwerk und praktische Berufe lernen und entsprechend auch eine Wertschätzung in der Gesellschaft erfahren.

Kian: Meine persönliche Lebenserfahrung, die mich in der Politik leitet, betrifft zwei Aspekte. Erstens mein persönlicher Hintergrund. Mein Vater stammt aus dem Iran, meine Mutter aus Dortmund. Berlin war der Ort, an dem sie sích kennengelernt haben. Ein Ort, an dem der Hintergrund keine Rolle spielte, ein Ort, an dem ein bestimmtes Lebensgefühl herrtschte. Für diesen „Berlin-Rahmen“, auch wie sich Berlin als ich jung war entwickelt hat, ist für mich maßgeblich die SPD verantwortlich. Zweitens, durch meine Zeit als Fussballer, habe ich viel von der Stadt gesehen, die Stadt und die Menschen in ihrer Breite erlebt. Das hat mich geprägt, weil zwar die Probleme und Herausforderungen gesehen habe, aber gleichzeitig auch, dass durch den Sport ein Miteinander unterschiedlicher Backgrounds und Meinungen möglich ist. Zusammengenommen: Der Einsatz und die Liebe zu Berlin, gepaart mit einem Anspruch die Gesellschaft zusammenzuhalten und zusammenzubringen, trotz aller Widersprüche und Gegensätze, umfassen meine Grundüberzeugungen.

Inwiefern spiegelt sich deine Herkunft in deiner politischen Arbeit wider? 

Jana: Als Kind von selbstständigen Eltern mit einem Restaurant hat mich stark geprägt wie sehr Selbstständige private Risiken eingehen und auch welchen gesellschaftlichen Beitrag sie leisten, in dem sie bspw. Im Falle meiner Eltern Generationen von Köchinnen und Köchen ausgebildet haben und auch Restaurantfachangestellte. Zugleich habe ich eben auch eine Periode erlebt in denen meine Familie in starke existenzielle Nöte geraten war und was das bedeutet so etwas als Teenager mitzuerleben. Wochen im Winter in dem wir uns kein Heizöl leisten konnten, zu sehen wir das Familienauto abgegeben werden musste, sich Ausreden zu überlegen warum man nicht mit ins Kino oder ins café kann weil einfach kein Geld dazu da war. Ich bin unfassbar stolz auf meine Eltern wie sich nicht aufgegeben haben uns sich aus dieser Situation finanzieller Not auch selbst herausgearbeitet haben. Aber deswegen ist es mir ein wichtiges politisches Anliegen auch Selbstständige in unserer Politik immer mitzudenken. Hierzu zählt die Unterstützung von Frauen bei der Gründungen, Mutterschutz für Selbstständige, aber die längst überfällige Gewerbemietpreisbremse für kleine Geschäfte und Betriebe und das Sicherheitsnetz für Selbstständige in Krisenzeiten besser auszubauen.

Kian: Meine Herkunft spiegelt sich durch ein starkes Berlingefühl wieder. Meine halbe Familie arbeitet ehrenamtlich für diese Stadt. Der Kern meiner Familie ist hier, wird hier bleiben und hat den Anspruch, der Stadt etwas zurückzugeben. Hinzu kommt, dass ich die Grundüberzeugung vertrete, dass es „Zusammen“ geht. Ja, es ist kompliziert, ja kritische und schwierige Debatten gehören dazu, aber am Ende bin ich überzeugt, dass wir trotz einer zunehemend individualisierten Gesellschaft, in zentralen Fragen gemeinsame Nenner schaffen können. Diese Nenner zu finden, den Weg dahin zu moderieren, darin sehe ich die Kernaufgabe der SPD.

Welche persönlichen Werte leiten dich in deiner politischen Karriere? 

Jana: Demut vor der Verantwortung, die man trägt, wenn man als Repräsentantin der sozialdemokratischen Partei an Entscheidungen beteiligt ist, die Einfluss auf das Leben der Menschen die in unserer Stadt leben hat. Zum einen habe ich das stark gespürt als ich im Bereich Vielfalt und Gleichstellung in den Koalitionsverhandlungen im letzten Jahr mit am Stich sass und ich wusste wir müssen jetzt alles geben, dass mit es niemanden in dieser Stadt schlechter geht weil erstmals ein CDU-Politiker ins Rote Rathaus einzieht. Ein anderer Fall war unser Einsatz als SPD Frauen für die Weiterfinanzierung einer Frauennotunterkunft für Frauen ins Kreuzberg. Bisher auch mein bedeutendster politischer Erfolg den wir gemeinsam als ein Team von engagierten Frauen erzielt haben. Generell hat die Zusammenarbeit im Team für mich einen sehr hohen Wert – ich bin kein stage pony und bin davon überzeugt, dass man gemeinsam mehr erreichen kann.

Kian: Ehrlichkeit, Mut, Verbindlichkeit, Klarheit und Fleiß. Nach Außen hin vor allem: Demut / Zuhören, aber auch Selbstbewusstsein für eine starke SPD.

Welche Erfahrungen hast du in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Parteiflügeln gesammelt? 

Jana: Mir ist es wichtig, dass man gemeinsam um  Ideen ringt und auch unterschiedliche Positionen anhört, akzeptiert und auch versucht gemeinsam Lösungen zu finden. Es gibt aber in meinem politischen Agieren auch bestimmte Positionen, die für mich Grundüberzeugungen sind. Die lagerübergreifende Zusammenarbeit gehört in meiner Position als SPD Frauen Landesvorsitzende zu meiner täglichen politischen Arbeit und ich habe da gute Erfahrung macht. Wichtig ist mir gegenseitige Wertschätzung auch dann, wenn es einmal schwieriger wird Positionen einander anzunähern.

Kian: Wir brauchen in den Gremien (Landesvorstand und LPT) einerseits wieder mehr strategische Debatten. Wo wollen wir mit der Stadt hin? Für wen machen wir Politik? Wie wollen wir auftreten. Gerade den Landesvorstand muss man hier breiter einbeziehen. Wir brauchen wieder Workshops, Klausurtagungen und ja auch teambildende Maßnahmen. Kurzuk: Ein neues Wir-Gefühl als Berliner SPD. Auf der anderen Seite müssen die Gremien ernst genommen werden. Wir brauchen ein klares, verbindliches Monitoring über Beschlüsse und deren Umsetzungen. Wir dürfen den LaVo nicht weiter als Zuhörgremium betrachten, sondern aus ihm das strategische Zentrum der Berliner SPD machen. Nicht der Fraktionsvorsitz oder die Führung im Senat sind das, sondern der LaVo. Hier kommen wir alle zusammen: Partei, Senat, Fraktion, Bezirke. Uns allen aber auch nach Außen hin muss klar sein, dass der LaVo das strategische Zentrum ist. Ich denke dieser Ansatz, in dem sich dann auch alle einbringen dürfen, ernst genommen werden: Vom ehrenamtlichen Mitglied bis zum Senator, führt auch dazu, dass sich die Flügel besser eingebunden fühlen.

Wie möchtest du die Vielfalt innerhalb der Partei stärken und fördern? 

Jana: Mir ist es wichtig, dass wir wieder mehr Menschen in unsere Parteiarbeit einbinden, die auch andere nicht akademische Berufe erlernt haben. Aktuell wird die SPD Berlin von Ihrer Mitgliederstruktur nur schwerlich dem Anspruch einer Volkspartei gerecht. Wir müssen wir in Betrieben und im Handwerk, aber auch in Sport- und Kulturvereinen etc. sichtbar sein und Menschen für die Sozialdemokratie begeistern. In der Parteiarbeit muss es ein On-Boarding geben, so dass Menschen, die intern Verantwortung übernehmen möchten sich dafür auch gut vorbereitet fühlen.

Enorm wichtig ist mir die Einbindung von BIPOCS und Menschen mit Migrationsgeschichte – hierbei muss es eine deutliche Repräsentanz ihrer Sichtweisen auch in der Vorstandsarbeit geben und wir müssen mehr daran arbeiten, dass die Partei ein diskriminierungsfreier Raum wird.

Als Landesvorsitzende der Frauen ist es mir besonders wichtig die Rahmenbedingungen so zu verbessern, dass Frauen und auch junge Väter, und Menschen die Angehörige pflegen sich in der unserer Partei besser engagieren können. Hierzu braucht es mehr hybride Sitzungsangebote und familienfreundlichere Zeiten für Sitzungen. Auch müssen Frauen zwingend in allen Ebenen der Regierung paritätisch und bei sämtliche Listenaufstellung berücksichtigt werden. 

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